ADHS und der Einfluss der Hormone

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist eine komplexe neuropsychologische Störung, die oft mit einer Vielzahl von Herausforderungen einhergeht, darunter Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität.

Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Hormone eine bedeutende Rolle im Verständnis und in der Behandlung von ADHS, insbesondere bei Frauen, spielen können:

1. **Einfluss von Hormonschwankungen**: Studien zeigen, dass hormonelle Veränderungen im Menstruationszyklus, in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren Auswirkungen auf die Symptome von ADHS haben können. Bei vielen Frauen verschlechtern sich die Symptome vor der Menstruation (prämenstruelles Syndrom) oder während hormoneller Veränderungen, was auf eine Wechselwirkung zwischen hormonellen Schwankungen und ADHS-Symptomen hinweist.

2. **Östrogen und Dopamin**: Östrogen, das während des Menstruationszyklus stark schwankt, hat signifikante Auswirkungen auf das Dopaminsystem im Gehirn. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Aufmerksamkeit und Impulsivität spielt – beides zentrale Aspekte von ADHS. Veränderungen in den Östrogenspiegeln können demnach ADHS-Symptome sowohl verstärken als auch lindern.

3. **Einfluss der Schwangerschaft**: Während der Schwangerschaft erfahren Frauen bedeutende hormonelle Veränderungen, die sich auf bestehende ADHS-Symptome auswirken können. Einige Frauen berichten von einer Verbesserung ihrer Symptome, während andere eine Verschlechterung feststellen. 

4. **Wechseljahre**: In den Wechseljahren kann der Rückgang von Östrogen ebenfalls zu einer Zunahme der ADHS-Symptome führen. Frauen in dieser Lebensphase berichten oft von erhöhten Schwierigkeiten in den Bereichen Gedächtnis und Aufmerksamkeit.

Für die Praxis bedeutet dies einmal mehr, die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände jeder Patientin zu berücksichtigen, um die bestmögliche therapeutische Unterstützung bieten zu können.

Nachzulesen bei:

Quinn, P. O., & Madhoo, M. (2014). Adolescent girls with ADHD: Current findings and future directions. *Journal of Attention Disorders*, 18(7), 598-604. DOI: [10.1177/1087054713505321](https://doi.org/10.1177/1087054713505321)

Kooij, J. J. S., et al. (2008). Adult ADHD: Diagnostic assessment and the relationship with hormones. *European Psychiatry*, 23(6), 418-423. DOI: [10.1016/j.eurpsy.2008.09.001](https://doi.org/10.1016/j.eurpsy.2008.09.001)

Hantsoo, L., & Epperson, C. N. (2019). Hormonal contributions to the relationship between female sex hormones and emotional disorders. *Frontiers in Neuroendocrinology*, 53, 100768. DOI: [10.1016/j.yfrne.2019.100768](https://doi.org/10.1016/j.yfrne.2019.100768)

Nussbaum, N. L. (2012). ADHD in women: A review of the literature. *Psychiatric Clinics of North America*, 35(2), 701-712. DOI: [10.1016/j.psc.2012.02.002](https://doi.org/10.1016/j.psc.2012.02.002)