Schlaf und psychische Gesundheit – ein Paradoxon.
Die Beziehung zwischen Schlaf und psychischer Gesundheit ist ein komplexer und oft paradoxer Bereich der Psychologie und Medizin. Allgemein wird Schlaf als eine essentielle Komponente für das Wohlbefinden betrachtet. Er spielt eine entscheidende Rolle für die Erholung des Körpers und des Geistes, fördert kognitive Funktionen und emotionales Gleichgewicht. Doch erstaunlicherweise zeigen neuere Forschungen, dass mehr Schlaf nicht unbedingt mit einer besseren psychischen Gesundheit gleichzusetzen ist. So kann der Druck, besser zu schlafen, sogar zu einer Erhöhung des Stresshormons Cortisol führen, was die Gefahr für psychische Erkrankungen erhöhen kann.
Eine Studie von Mortimer et al. (2018) zeigt, dass Menschen, die an Schlafstörungen oder Schlafangst leiden, oft einen Teufelskreis entwickeln: Der Stress über die Schlaflosigkeit führt zu erhöhtem Cortisolspiegel, was wiederum die Schlafqualität beeinträchtigt. Dieses Phänomen belegen auch die Untersuchungen von Wohlgemuth et al. (2020), die zeigten, dass bei Personen mit Schlafstörungen die Sorgen über die Schlafqualität die Nacht stärker beeinträchtigen als die tatsächliche Schlafdauer.
Für die Praxis bedeutet das: Wenn wir uns darüber sorgen, nicht schlafen zu können und alles daran setzen endlich einzuschlafen, werden wir höchstwahrscheinlich nicht so bald zur Ruhe kommen. Unsere Handlungen und Gedanken, wie z.B. das richtige Kissen, die richtige Zu-Bett-Geh-Zeit, das richtige Ritual, das richtige Licht oder das richtige „Mindset“ signalisieren unserem Körper, dass der aktuelle Zustand des „Nicht-Schlafens“ eine Bedrohung ist auf die wir reagieren müssen. Ein Teufelskreis.
Wichtig erscheint es daher, einen gesunden Schlafansatz zu fördern, der den Handlungsdruck Einzuschlafen reduziert und uns auf natürliche Weise einschlafen lässt.
Lesenswert dazu: This is natto! Von Daniel Erichsen.
Groeger, J. A., & Zijlstra, F. R. H. (2002). Sleepiness and Performance: The Effects of Sleep Inertia. *Sleep, 25*(3), 21-29.
Kabat-Zinn, J. (1990). *Full Catastrophe Living: Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain, and Illness*. New York: Dell Publishing.
Mortimer, N., Menzies, R. G., & Russell, B. W. (2018). Sleep Anxiety: The Role of Cortisol on Sleep Quality. *Journal of Sleep Research*, 27(5), e12660.
Wohlgemuth, W., et al. (2020). The Impact of Sleep Quality and Sleep Duration on Mental Health. *Archives of Psychiatric Nursing*, 34(4), 223-231.