Unisex war gestern: Individuelle Therapieplanung bei ADHS im Erwachsenenalter

Die systematische Übersichtsarbeit und Komponentennetzwerk-Metaanalyse von Ostinelli et al., veröffentlicht im Dezember 2024 hebt die Bedeutung einer personalisierten Therapieplanung für Erwachsene mit ADHS hervor. Die Studie vergleicht pharmakologische, psychologische und neurostimulierende Behandlungsansätze und zeigt, dass kein Ansatz allein für alle Betroffenen gleichermaßen geeignet ist.

Individuelle Therapieplanung im Fokus

Die Ergebnisse betonen, dass die Wahl der richtigen Behandlung maßgeblich von den spezifischen Bedürfnissen, Zielen und Herausforderungen der Betroffenen abhängt. Dabei spielen psychologische Interventionen eine zentrale Rolle, insbesondere für Menschen, die eine langfristige Verbesserung ihrer Lebensqualität anstreben.

Psychotherapie: Methoden wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) helfen Betroffenen, ihren Alltag strukturierter zu gestalten, emotionale Herausforderungen zu bewältigen und langfristig funktionale Strategien zu entwickeln. Besonders hilfreich ist dies für Personen, die Medikamente nicht vertragen oder ihre Wirkung durch weitere Ansätze ergänzen möchten.

Medikamentöse Unterstützung: Stimulanzien wie Methylphenidat bieten eine schnelle Symptomlinderung, können jedoch Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine individualisierte Planung ermöglicht es, Medikamente gezielt einzusetzen und gegebenenfalls mit psychologischen Ansätzen zu kombinieren.

Neurostimulation: Noch in der Erprobungsphase, bietet diese Methode eine Option für Menschen, bei denen andere Ansätze nicht wirken oder Nebenwirkungen problematisch sind.

Warum Individualisierung entscheidend ist

Die Studie zeigt, dass ADHS bei Erwachsenen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann – sowohl in der Symptomatik als auch in den funktionellen Beeinträchtigungen. Daher ist eine Therapieplanung notwendig, die:

Lebenssituation und Ziele berücksichtigt:Beispielsweise, ob der Fokus auf beruflicher Leistungsfähigkeit, emotionaler Stabilität oder Alltagsorganisation liegt.

Vorlieben und Abneigungen einbezieht:Einige Betroffene bevorzugen nicht-pharmakologische Ansätze, andere möchten schnelle Erleichterung durch Medikamente.

Kombinierte Ansätze nutzt: Multimodale Therapieansätze, die Medikamente und Psychotherapie verbinden, bieten oft die besten Ergebnisse.

Fazit

Die Analyse von Ostinelli et al. unterstreicht, dass es bei der Behandlung von ADHS keinen „Einheitsansatz“ gibt. Eine individuelle Therapieplanung, die die spezifischen Bedürfnisse und Ziele des Einzelnen berücksichtigt, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Behandlung. Besonders wichtig ist es, verschiedene Ansätze flexibel zu kombinieren und regelmäßig zu evaluieren, ob die gewählte Strategie noch die gewünschte Wirkung zeigt.

ADHS-Therapie ist mehr als Symptomlinderung – sie bedeutet, Menschen dabei zu unterstützen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es sich wünschen.

Ostinelli, E. G., D’Agostino, A., Chaimani, A., & Cipriani, A. (2024). Comparative efficacy and acceptability of pharmacological, psychological, and neurostimulation interventions for adult ADHD: A systematic review and component network meta-analysis. The Lancet Psychiatry, 12(1), 32–43. https://doi.org/10.1016/S221